WIE KANN ES SEIN, DASS JEMAND 24 JAHRE LANG UNBEMERKT EIN SOLCHES VERBRECHEN BEGEHEN KANN?

Der irre Vater hat gestanden. Aber Reue zeigt er nicht. Das perverse Geständnis von Josef Fritzl (73) erschüttert selbst hartgesottene Experten.

Der augenscheinlich so liebevolle Großvater: Täter und Drahtzieher in einem der widerwärtigsten Fälle der Kriminalgeschichte.

Ein weltweit einzigartiger Fall. Niederösterreichs Sicherheitsdirektor Franz Prucher: „Das sprengt alle Dimensionen.“ Gestern gab die Kripo grausame Details bekannt.
• Fritzl gestand, seine Tochter Elisabeth (heute 42) gegen ihren Willen im Keller seines Hauses gefangen gehalten und geschlagen zu haben.

• Er gestand, sie immer wieder vergewaltigt, sie als Sexsklavin gehalten zu haben.

• Er gestand, der Vater ihrer sieben Kinder zu sein, ein totes Baby im Heizkessel verbrannt, die Überreste im Garten verscharrt zu haben. „Er ist im Wesentlichen geständig, schwächt aber in Details ab“, so Chefinspektor Leopold Etz.
Fritzl hatte es durchgeplant – bis ins letzte teuflische Detail. Um die Öffentlichkeit zu täuschen, zwang er seine Tochter, Briefe zu schreiben: Sie sei einer Sekte beigetreten, gebe ihre Kinder freiwillig in die Obhut ihrer Eltern. Fritzl gestand: Er wollte die Tochter als schlechten Menschen darstellen, der seine Kinder einfach aussetzt und den Großeltern überlässt.

Laut Polizei ist Fritzl herrisch, autoritär, bestimmend, ein Mann mit „erhöhter sexueller Potenz“. Jetzt muss er mit einer Anklage wegen Vergewaltigung, jahrelanger Freiheitsberaubung, sexuellen Missbrauchs bis hin zum Mord rechnen.Jeder in der Kleinstadt Amstetten scheint Fritzl seine hanebüchene Geschichte von der verschwundenen Tochter geglaubt zu haben. Sogar seine Frau. Chefinspektor Leopld Etz: „Ich denke eher nicht, dass sie etwas gewusst haben kann.“ Als Fritzl seine Tochter nach 24 Jahren erstmals aus dem Verlies holte, erzählte er seiner Frau: „Elisabeth ist wieder da. Sie hat noch zwei Kinder mitgebracht.“

Experten bescheinigen Fritzl ein hohes Maß an Intelligenz. Er hat alle mit seinem perfiden Lügen-Gerüst geblendet, um sein perverses Doppelleben führen zu können.So beschwerte er sich immer wieder bei der Polizei, dass sie seine angeblich flüchtige Tochter nicht ausfindig machen kann. Beim Jugendamt dagegen bedankte er sich für die Unterstützung. Amstettens Bezirkshauptmann Hans-Heinz Lenze: „Noch am Freitag letzter Woche hat er mich angerufen und sich für die ausgezeichnete Betreuung unserer Sozialarbeiterin bedankt.“

Über Jahrzehnte konnte sich Fritzl hinter einer netten Opa-Maske verstecken. Er ging gern fischen, erzählte am Stammtisch Witze. Er brachte die Kinder im Mercedes zur Schule, planschte mit ihnen im Schwimmbecken im Garten. Nachbarn hörten Kinderlachen, es wirkte alles so normal ...
Nachbarin Gabriele H.: „Einer, der sich um die Enkerln kümmert, während die Mutter einfach weggeht.“ Freundlich und hilfsbereit sei er gewesen.Nach der Pensionierung kaufte er mehrere Immobilien. Auch das Haus, in dem er seine Tochter als Sklavin hielt. Rudolf Egg, Direktor der Kriminologischen Zentralstelle Wiesbaden: „Ein ausgesprochen raffinierter und perfekter Blender. Er wollte der alleinige Bestimmer seiner kleinen Welt sein.“ Die ist zerbrochen – viel, viel zu spät ...